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Ablauf Beckenboden-Physio | Schritt-für-Schritt Erklärung: Einführen von Finger - Dilator

Die Beckenboden-Physio war tatsächlich der wohl grösste und erfolgreichste Teil meiner Vaginismus-Heilung. Ich erzähle dir zuerst, wie ich mir die Beckenboden-Physio vorgestellt habe und wie sie tatsächlich war - dazwischen liegen nämlich Welten. Und wie immer sind das meine Erfahrungen und die können sich stark von deinen Erfahrungen unterscheiden. Bitte vergiss nie, dass wir alles Individuen sind.


Erst nach vielen Jahren als Vaginismus-Betroffene habe ich davon gehört, dass Beckenboden-Übungen sinnvoll sein könnten. Und noch viel später dann von der Beckenboden-Physio.


Ich habe mir vorgestellt, dass ich auf einer Yoga-Matte sitze oder liege und mir die Therapeutin Übungen vorzeigt. Das ich so meinen Körper bewusst wahrnehme und insbesondere den Beckenboden aktiv an- und entspanne. Das ich quasi den Vaginismus erspüre.


Es war wahrscheinlich naiv zu glauben, dass die Beckenboden-Physiotherapeutin solche Übungen mit einer akuten Vaginismus-Betroffenen macht. Vorerst müssen ja die Muskeln gelockert werden, um überhaupt wieder etwas zu spüren.


Wie war die Physio also effektiv in meinem Fall? Meine Physiotherapeutin hat mich zu einem ersten Kennenlerngespräch eingeladen. Da durfte ich meine Leidensgeschichte erzählen und bin bei ihr auf sehr viel Verständnis getroffen. Meine Therapeutin hat viel Erfahrung mit Vaginismus-Betroffenen, das habe ich sofort gespürt. Sie hat mir die Schritte der Physiotherapie erklärt, und dass alles in meinem Tempo abläuft.


Eine Woche später ging ich also zur ersten richtigen Therapiestunde zu ihr. Ich war unendlich nervös und das, obwohl ich wusste, was auf mich zukommen wird. Sie hat mich als erstes gefragt, ob ich mich bereit fühle für die Therapie. Ob ich mich bereit fühle, mich unten freizumachen, dass sie meine Vulva berührt und allenfalls die Vagina abtastet. Am liebsten wäre ich rückwärts aus dem Therapieraum gelaufen, aber ich wusste ja auch, dass ich dieser Expertin vertrauen darf. Sie möchte mir nur helfen den Vaginismus zu besiegen!


Ich lag also halbnackt auf dieser Liege und habe versucht auszublenden, was da gerade passiert. Zuerst hat sie Atmungsübungen mit mir gemacht, um zu zeigen, welche Art von Atmung bei der Entspannung sinnvoll ist.


Fast minütlich hat mich meine Therapeutin gefragt, ob ich mich wohlfühle und alles für mich stimmig ist. Naja, so stimmig wie’s halt in diesem Moment sein kann.


Sie hat mit sehr viel Gleitgel versucht, den Vaginaeingang zu berühren und dann ihren kleinsten Finger in meiner Vagina einzuführen, damit sie die innere Muskulatur abtasten konnte. Überraschenderweise hat das recht gut funktioniert, ausser dem brennenden Schmerz, den ich verspürt habe. Dieser Schmerz hatte ich zuvor auch bei penetrativem Sex, nur einfach etwa 100-fach schlimmer. Dieser Prozess vom Einführen war nicht innert einer Minute möglich, sondern mit ganz viel Denk- und Vertrauenspausen befüllt.


In den nächsten Sitzungen hat meine Beckenboden-Physiotherapeutin immer wieder zuerst den kleinsten Finger eingeführt - so lange, bis plötzlich auch der Zeigefinger von meiner Vagina aufgenommen wurde. Das war ein kleiner, grosser Meilenstein!


Sie hat jedes Mal die Innenwände meiner Vagina ganz fein massiert und gelockert. Das spürt man auch effektiv. Es ist eine Art von Entspannung im Beckenbodenbereich, natürlich nur in einem ganz kleinen Radius. Sie gab mir den Tipp, diese Massage auch selber vorzunehmen. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich mir das jedoch noch nicht vorstellen.


Nach einigen Wochen Massage und Finger-Einführen, haben wir die Übungen mit den Dilatoren begonnen. Meistens hat die Einheit mit einer Atmungsübung begonnen, um auch anzukommen und wieder neues Vertrauen zu fassen. Was ein Dilator ist, habe ich in einer früheren Episode genau erklärt.


Ich bin einmal die Woche zur Therapie und das während etwa 4 Monaten, danach alle 2 Wochen und später nur noch einmal im Monat. Nach etwa 10 Monaten haben wir gemeinsam die Therapie als abgeschlossen erachtet, weil ich mehrfach den grössten Dilator einführen konnte und für zu Hause die Tools zum Üben hatte.


Auch heute, als geheilte Vaginismus-Betroffene gibt es Phasen, da verkrampfe ich oder kann das Dilatoren-Training nicht absolvieren. Aber das ist okay. Weil heute weiss ich, dass ich damit nicht alleine bin und wie ich mir helfen kann. Ich bin dem Vaginismus nicht mehr ausgeliefert.





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